Landrat Mario Glaser besuchte ZfP in Bad Schussenried
Fachkräftemangel, Weiterentwicklung von Angeboten, Zusammenarbeit mit dem Landratsamt – die Themen beim Antrittsbesuch von Landrat Mario Glaser im ZfP Südwürttemberg waren vielfältig.
Seit Herbst 2022 ist Mario Glaser Landrat des Landkreises Biberach, seither ist er auch Mitglied im Aufsichtsrat des ZfP Südwürttemberg. Um sich über die Angebote und Herausforderungen des Psychiatrieverbundes zu informieren, besuchten Glaser und die Sozialdezernentin des Landratsamts Petra Alger den ZfP-Standort Bad Schussenried. Zusammen mit der Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP begrüßte Dr. Dieter Grupp, Geschäftsführer im ZfP Südwürttemberg, die Gäste aus dem Landratsamt. „Hier in Bad Schussenried befindet sich der Hauptsitz eines großen Gesundheitsunternehmens im Landkreis“, erläuterte Grupp. Er bedankte sich, dass der Landrat das Amt des Aufsichtsratsmitgliedes übernommen hat. „Ich mache das gerne und freue mich schon auf die nächste Aufsichtsratssitzung“, versicherte Glaser.
Regionaldirektorin Dr. Bettina Jäpel verschaffte den Besuchenden in einer kurzen Präsentation einen Überblick über die Organisationsstruktur des ZfP Südwürttemberg und die Versorgungsangebote in der Region Donau-Riss. Ausführlicher ging Jäpel, die auch Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychiatrie ist, auf die Angebote vor Ort in Bad Schussenried ein und erklärte: „Typisch sind bei uns die dualen Leitungsstrukturen auf Augenhöhe mit einer gemeinsamen Verantwortung.“ Dr. Paul Lahode, Regionaldirektor Donau-Riss und Zentralbereichsleiter Gemeindepsychiatrie, gab einen Einblick in die Leistungen und die gemeindepsychiatrischen Einrichtungen. 180 Klient:innen würden im Landkreis Biberach betreut und versorgt. Lahode berichtete von den Herausforderungen bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und der Schwierigkeit, chronisch erkrankte Menschen wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt zu bekommen.
Geschäftsführer Grupp ging auf die Strategie des ZfP ein: Gemeindenähe und Dezentralisierung seien das Ziel. Dies bedeute auch aufsuchende Arbeit im Umfeld der Betroffenen. Behandlungszeiten konnten in den vergangenen Jahren verkürzt werden, Satellitenstandorte wurden geschaffen und die Therapiemöglichkeiten verbessert. „Darauf sind wir stolz“, sagte er. „Ambulant vor stationär“ und eine sektorübergreifende Behandlung seien wichtig, verdeutlichte Jäpel. Dies gelte beispielsweise auch beim neuen Behandlungsangebot für junge Erwachsene am Standort Biberach. Eine Schwierigkeit seien insgesamt die langen Wartezeiten bei Niedergelassenen. Landrat Glaser erkundigte sich nach den steigenden Bedarfen und den Fallzahlen. „Es besteht eine sehr große Nachfrage. Es werden mehr Menschen, die Hilfe benötigen“, so Jäpel. Lahode merkte an, dass es insgesamt mehr Menschen mit herausforderndem Verhalten in den Hilfesystemen gebe, umgangssprachlich auch „Systemsprenger“ genannt. Passende Betreuungsformen zu finden, werde immer schwieriger. Dieses Problem konnte auch Sozialdezernentin Alger bestätigen, die von Herausforderungen in der Jugend- und Eingliederungshilfe berichtete.
Die Gesprächsteilnehmenden kamen auch auf die geplante Verlagerung der alterspsychiatrischen Station in Bad Schussenried zu sprechen. Die Transformation sei wegen verändernder Strukturen und wegen des zunehmenden Personalmangels nötig, erklärte Geschäftsführer Grupp. „Wir haben weniger Ressourcen und müssen deshalb Leistungen in veränderter Form anbieten.“ Die Gesundheitsversorgung im stationären Bereich werde sich verändern und nicht mehr alle Angebote würden weiter stationär vorgehalten werden können. Obwohl es mehr ältere Menschen und demzufolge auch mehr kranke Ältere gebe, sei die Anzahl der stationären Betten in den vergangenen Jahren insgesamt nicht erhöht worden, erläuterte Grupp. Es sei ein Erfolg, dass der zunehmende Bedarf nicht durch den Ausbau der stationären Versorgung, sondern durch die Erweiterung der tagesklinischen, aufsuchenden oder ambulanten Angebote gedeckt werden konnte. Landrat Glaser erkundigte sich zudem nach der Personalsituation im ZfP Südwürttemberg. Grupp erläuterte die verschiedenen Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und wies auf die bürokratischen Hürden hin: Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses oder die Richtlinie zur Personalausstattung verhinderten die benötigte Flexibilität.
Bei einem Rundgang über das ZfP-Gelände konnten sich Glaser und Alger über anstehende Veränderungen wie die Sanierung des Malvine-Weiss-Hauses und Umzüge von Stationen informieren. Im Gustav-Mesmer-Haus besuchte die Gruppe eine allgemeinpsychiatrische Station und erkundigte sich nach dem offen geführten Stationskonzept. Im Fachpflegeheim Mariotte-Glocker-Haus lobten der Landrat und die Sozialdezernentin den gelungenen Neubau und die wohnliche Atmosphäre auf den Wohngruppen. Am Ende bedankten sich die Beteiligten für das offene Gespräch und freuen sich auf eine weiterhin konstruktive Zusammenarbeit.