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Psychiatrie-Pionier Prof. Dr. Tilman Steinert verabschiedet sich nach 40 Jahren /

Drei Männer und eine Frau stehen nebeneinander, sie sind alle förmlich gekleidet und lächeln.

ZfP-Geschäftsführer Dr. Dieter Grupp (links) und Sozialminister Manne Lucha (zweiter von rechts) freuen sich über die gelungene Nachbesetzung: Auf Prof. Dr. Tilman Steinert folgt Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-Callies.

Nach 40 Jahren wegweisender Tätigkeit im ZfP Südwürttemberg wurde Prof. Dr. Tilman Steinert bei einer feierlichen Veranstaltung in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Wegbegleiter, Kolleginnen und Kollegen sowie hochrangige Vertreter aus Politik und Wissenschaft würdigten seine herausragenden Verdienste in Psychiatrie und Forschung.

Prof. Dr. Tilman Steinert, der sein Medizinstudium an der Universität Ulm absolvierte, blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. An den Standort Weissenau verschlug es ihn schon während des Studiums: Er besuchte dort nicht nur das Studentenpraktikum, sondern widmete auch seine Dissertation der „Geschichte des PLK Weissenau“. „Es gibt nur wenige Doktorarbeiten, die so häufig gelesen werden wie dieses Werk, das hier in Weissenau inzwischen zum Standard gehört“, betonte Geschäftsführer Dr. Dieter Grupp in seiner Ansprache.

Nach zwei Jahren in Zwiefalten kehrte Steinert 1987 an den Standort Weissenau zurück. 1992 erwarb er den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und bereits ein Jahr später intensivierte er seine Tätigkeiten im Gemeindepsychiatrischen Verbund. 1994 wurde er zum Oberarzt ernannt und übernahm 1997 die Leitung des Fachbereichs, bevor er 2002 Chefarzt der neuen Abteilung Allgemeinpsychiatrie Bodenseekreis wurde. Seine Habilitation an der Universität Ulm und die Ernennung zum Privatdozenten im Jahr 1997 markierten weitere Meilensteine seiner Karriere.

„Tilman Steinert ist im Fach Psychiatrie ganz oben angekommen, mehr kann man nicht erreichen“, betonte Geschäftsführer Grupp. „Als Mitglied der Geschäftsleitung hast du einen entscheidenden Anteil an der Weiterentwicklung des ZfP, aber auch an der psychiatrischen Versorgung in der Region und weit darüber hinaus. Du bist an allen Veränderungen und Neuerungen beteiligt und ohne dich würde das ZfP Südwürttemberg nicht da stehen, wo es hingehört: ganz vorne!“

Dazu hat auch Steinerts weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Engagement in Forschung und Lehre beigetragen. 2002 gründete er die Abteilung für Versorgungsforschung, die er seit 2007 in der ZfP-Geschäftsleitung vertrat. 2003 wurde er zum außerordentlichen Professor der Universität Ulm ernannt, 2017 folgte die Bestellung zum Honorarprofessor.

Sozialminister Manne Lucha würdigte Steinert in seiner Rede als einen Menschen mit „extrem brillantem Verstand und unnachahmlicher Neugierde“. Er hob besonders seine Forschungen zur Verhinderung von Zwang in der Psychiatrie hervor, die neue Maßstäbe gesetzt haben: „Deine wissenschaftliche Arbeit hat national wie international viel bewirkt“, so der Minister. „Du vertrittst eine fundierte Meinung, die stets von Menschlichkeit getragen wird.“ Steinerts Expertise war nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen, sondern auch in der politischen Arbeit, beispielsweise bei der Entstehung des Psychisch-Kranken-Hilfegesetz, gefragt. Mit über 300 Publikationen und mehr als 3.000 Zitierungen in wissenschaftlichen Arbeiten zähle er zu den führenden Persönlichkeiten seines Fachs. Er engagiere sich zudem intensiv für den medizinischen Nachwuchs und entwickelte den Studentenunterricht weiter, der seit Jahren als bestbewertete Veranstaltung des Studiums gilt.

Lucha überreichte eine Dankesurkunde der Landesregierung und bedankte sich persönlich sowie im Namen der Landesregierung für Steinerts herausragende Arbeit. Auch Grupp würdigte die wertvolle Arbeit und überreichte neben den offiziellen Abschiedsurkunden auch noch ein ganz besonderes Geschenk der Kolleginnen und Kollegen: eine geführte Klettertour auf den Mont Blanc, passend zu Steinerts sportlicher Leidenschaft.

Prof. Dr. Tilman Steinert ließ in seiner Abschiedsrede seine Zeit im ZfP Revue passieren und teilte Anekdoten aus seiner langjährigen Tätigkeit. Er betonte, dass er den Beruf des Psychiaters aus Überzeugung gewählt habe und stets dankbar für die Möglichkeit war, eigene Wege zu gehen und Neues auszuprobieren. Besonders wichtig war ihm immer der respektvolle Umgang mit Patientinnen und Patienten sowie deren Einbeziehung in Entscheidungen. „Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so vielfältige Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten kennenlernen durfte und habe auch viel von ihnen gelernt“, sagte Steinert. Zum Abschluss dankte er besonders seinen akademischen Lehrern, seiner Sekretärin, der Geschäftsleitung, dem Weissenauer Leitungsteam, seiner Forschungsgruppe und vor allem seiner Frau, die ihm während all der Jahre emotionalen Rückhalt gab und seine berufliche Entfaltung ermöglichte.

Die feierliche Verabschiedung endete mit der Vorstellung von Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-Callies, die Steinerts Nachfolge antritt. „Wir sind stolz und glücklich, dass wir diese Position mit einer solch renommierten Psychiaterin und Forscherin besetzen konnten“, so Grupp. Graef-Callies sei nicht nur sozialpsychiatrisch engagiert sondern auch wissenschaftlich versiert und bestens geeignet, den akademischen Status der Weissenauer Klinik zu vertreten und neue Impulse zu setzen. 
 




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