Mit dem Ziel, die psychiatrische Versorgung älterer Menschen in Ulm zu verbessern, hat sich das ZfP Südwürttemberg im Zentrum für Altersmedizin der Agaplesion Bethesda Klinik eingemietet. Die neue alterspsychiatrische Station hat nun den Betrieb aufgenommen.
Künftig müssen ältere psychisch Kranke aus Ulm und dem nördlichen Alb-Donau-Kreis für ihre Behandlung nicht mehr den langen Weg nach Zwiefalten oder Bad Schussenried auf sich nehmen. Die neue alterspsychiatrische Station des ZfP Südwürttemberg hält ab sofort 18 Betten in der Stadt bereit. Behandelt werden hier Menschen ab 65 Jahren, die zum Beispiel an Demenz, Depressionen oder auch Psychosen leiden. Der ärztliche Leiter der Abteilung Alterspsychiatrie und -psychotherapie Ulm des ZfP Südwürttemberg, Dr. Alexander Baier, berichtet: „Die Menschen können so in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Auch Angehörige müssen für Besuche nicht mehr weit fahren.“ Zudem könne man die Strukturen der Stadt nutzen und mit den Patientinnen und Patienten Ausflüge in die ihnen gewohnte Umgebung unternehmen, wie zum Beispiel einen Museums- oder Fußballstadionbesuch: „Solche Unternehmungen sind unterhaltsam, machen Spaß und gehören zum Leben einfach dazu.“
Mit dem neuen Standort ergibt sich noch eine weitere Besonderheit: Denn die Station befindet sich in dem Zentrum für Altersmedizin der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm. Das ZfP ist hier Mieter. Martin Eggler, pflegerischer Leiter der neuen Abteilung, freut sich: „Die Kombination Alterspsychiatrie und Geriatrie unter einem Dach ermöglicht die optimale medizinische Versorgung älterer Menschen.“ Die enge Zusammenarbeit des ZfP-Teams mit den Kolleginnen und Kollegen der Agaplesion Bethesda Klinik biete viele Vorteile für alle Betroffenen. Neben dem fachlichen Austausch können bestehende Angebote des Zentrums, wie zum Beispiel Physiotherapie, genutzt werden. „Vor allem aber sind die Wege zu den Geriatern und Internisten kurz. Gegenseitige Konsildienste oder apparative Untersuchungen sind unkompliziert und leicht zu organisieren“, ergänzt Baier. Verlegungen, die weit weniger stattfinden werden, würden dann von Tür zu Tür erfolgen.
Neue Abteilung eröffnet Perspektiven
Für die Ulmer Abteilung wurde ein 25-köpfiges multiprofessionelles Behandlungsteam zusammengestellt – bis Ende des Jahres werden noch weitere Mitarbeitende hinzukommen. Ein paar waren zuvor bereits im ZfP Südwürttemberg, andere in somatischen Kliniken tätig. „Wir haben viele Mitarbeitende mit unterschiedlichem Hintergrund und dadurch einen riesigen Wissensfundus“, berichtet Eggler. Der gemeinsame Neubeginn sei etwas Besonderes: „Wir können bewährte Strukturen übernehmen und neue erschaffen.“
Lichtdurchflutete Räume, eine bunte Einrichtung, großzügige Einzel- und Doppelzimmer mit eigenem Bad – die Patientinnen und Patienten sollen sich in den neuen Räumlichkeiten wohlfühlen. „Das Milieu wurde von Dr. Jochen Tenter, Chefarzt Alterspsychiatrie am Standort Weissenau des ZfP, mit viel Herzblut gestaltet“, betont Baier. So nehmen auch die zahlreichen Bilder, die im Flur und in den Gemeinschaftsräumen hängen, Bezug zum Alter. „Zum Beispiel kommen bei der riesigen Weltkarte Erinnerungen an getätigte Reisen hoch.“ Die Aus- und Eingänge der Station sind mit einem Bild von einem Bücherregal beklebt. Eggler erklärt, wieso: „Die Idee dahinter ist, dass demente Menschen nicht den Drang verspüren, durch die Tür zu gehen, sondern das Regal betrachten und wieder umdrehen.“ Der als Rundlauf angelegte Gemeinschaftsraum ist ebenfalls bestens für Menschen mit Demenz geeignet.
Die neue Station befindet sich im 1. Obergeschoss der Agaplesion Bethesda Klinik. Im Erdgeschoss wird derzeit umgebaut. Ab 2020 wird hier eine psychiatrische Institutsambulanz mit einer Memory Clinic den Betrieb aufnehmen. Auch die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) soll durch das ZfP Südwürttemberg bald, für alterspsychiatrische Patientinnen und Patienten, in Ulm angeboten werden. Bei StäB werden Patientinnen und Patienten, die vollstationär behandlungsbedürftig sind, von einem multiprofessionellen Team zu Hause aufgesucht und in ihrem gewohnten Umfeld behandelt. „StäB hat in der Stadt viel Potential“, ist sich Baier sicher.