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Führungstag gibt Impulse für zukunftsweisende Psychiatrie /

In einem großen Saal sitzen 350 Teilnehmende auf Stühlen, auf der Bühne stehen zwei Personen, die etwas erklären.

Beim diesjährigen Führungstag der Zentren für Psychiatrie Reichenau und Südwürttemberg befassten sich die 350 Teilnehmenden mit Transformationsprozessen in Psychiatrie und Psychosomatik.

Rund 350 Führungskräfte des ZfP Südwürttemberg, des ZfP Reichenau sowie deren Tochterunternehmen kamen in diesem Jahr zum Führungstag zusammen. Im Fokus der Veranstaltung stand die Frage, wie der Transformationsprozess in der Psychiatrie aktiv gestaltet werden kann.

Vom „Ob“ zum „Wie“

ZfP-Geschäftsführer Dr. Dieter Grupp begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Bedeutung des neuen Veranstaltungsortes: „Mit Bad Saulgau haben wir nicht nur einen neuen Tagungsort gefunden, sondern setzen zugleich ein sichtbares Zeichen für unser Engagement im Landkreis Sigmaringen.“ In seiner Ansprache ging Grupp auf den tiefgreifenden Wandel der Psychiatrie in den letzten 50 Jahren ein: „Wir haben uns von der Verwahrpsychiatrie in Mehrbettzimmern ohne Privatsphäre hin zu modernen, vielseitigen, patientenorientierten  Behandlungseinrichtungen entwickelt.“ 

Trotz dieser Fortschritte gebe es nach wie vor Herausforderungen: 80 Prozent der Versorgung erfolgen noch immer im vollstationären Bereich. Der internationale Vergleich zeige jedoch, dass sektorübergreifende, ambulante Konzepte gut funktionieren und sowohl Betroffenen als auch Behandelnden Vorteile bieten. „ Unser Ziel ist es, die ambulanten und teilstationären Strukturen weiter auszubauen, Behandlungspfade zu optimieren und die stationäre Behandlung grundlegend neu zu definieren“, so Grupp. „Es geht dabei nicht um das Ob, sondern um das Wie“. Der Führungstag solle Impulse liefern, wie das Management diesen Transformationsprozess aktiv gestalten kann.

Flexibilität und Kontinuität

Den Vormittag moderierten die Pflegedirektorinnen Hüsniye Bilgic und Ilona Herter. Einen wichtigen wissenschaftlichen Impuls lieferte Dr. Dusan Hirjak, Geschäftsführender Oberarzt am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim. Er stellte das Konzept der Track-Einheit vor und betonte, dass Behandlungskontinuität entscheidend für den Therapieerfolg sei. „Trotz erheblicher Fortschritte in der Psychiatrie spielen menschliche Faktoren eine zentrale Rolle“, erklärte Hirjak. Patien:innen wünschten sich Kontinuität und eine bessere Einbindung ihres Umfeldes, um Rückfälle zu vermeiden. Die sogenannte Track-Einheit integriere stationäre, teilstationäre und ambulante Therapieangebote und schaffe so nahtlose Versorgungsübergänge. „Sie fördert stabile therapeutische Beziehungen und verkürzt Kommunikationswege“, fasste Hirjak zusammen.

Regionales Budget als Wegweiser

Einen Praxisbericht zum regionalen Budget des Klinikums Itzehoe gaben Dr. Claudia Vallentin, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Ingo Ulzhöfer, Experten für Peer-Support. Seit mehr als 20 Jahren verfolgt die Einrichtung ein sektorenübergreifendes Finanzierungsmodell. „Doch nicht allein die Finanzierung ist entscheidend, sondern eine Veränderung im Denken“, erklärte Vallentin. Die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Patient:innen, deren Ressourcen sowie fachlichen Standards sei der Schlüssel zum Erfolg. Mitarbeitende seien gezielt im systemischen Denken geschult und das psychosoziale Umfeld der Patientinnen und Patienten einbezogen worden. „Es hat viel mit Haltung zu tun: Patienten sollten befähigt werden, selbst zu entscheiden und ihre Behandlung mitzugestalten“, betonte Ulzhöfer.

Als Erfolge nannten die beiden den Rückgang stationärer Behandlungstage, die Verbesserung der multiprofessionellen Zusammenarbeit und die höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden, insbesondere bei den Pflegekräften. „Veränderungen brauchen Mut, Zeit, Lust auf Neues, aber auch eine klare Zielsetzung“, resümierte Vallentin.

Interaktives Format: Playful Insights

Ein kreatives Workshop-Format ermöglichte es den Teilnehmenden, sich am Nachmittag intensiv mit den Herausforderungen des Transformationsprozesses auseinanderzusetzen. Durch eine  spielerische und gleichzeitig anspruchsvolle Aufgabe wurde deutlich, dass individuelle Bedürfnisse berücksichtigt und Muster im Führungsalltag erkannt werden müssen. „Es war beeindruckend zu sehen, welche Erkenntnisse die Gruppen in kurzer Zeit gewannen“, so eine Teilnehmerin.

Am Ende des Tages wurden die erarbeiteten Handlungsempfehlungen im Plenum präsentiert. Transparente Kommunikation sei essenziell, betonte Grupp: „Warum wir diesen Weg gehen, muss allen klar sein. Als Führungskräfte tragen wir eine große Verantwortung.“ Ebenso wichtig sei es, Erfolge bewusst wahrzunehmen und zu feiern. Zudem forderte er die Anwesenden auf, sich durch Hospitationen Inspiration zu holen: „Schauen Sie sich an, was gut funktioniert und bringen Sie neue Ideen mit. Wir als Unternehmen unterstützen Sie dabei.“

Zum Abschluss betonte Grupp die Bedeutung der Zusammenarbeit und sprach dem Organisationsteam um Personalleiterin Eva Majovski seinen Dank aus. „Ein solcher Tag lebt vom gemeinsamen Austausch und dem Engagement aller Beteiligten. Wir haben wertvolle Impulse erhalten und eine gute Basis geschaffen, um die anstehenden Veränderungen aktiv anzugehen.“




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