Die Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen erfordert viel Fachwissen und noch mehr Erfahrung. Einen Teil dieser Kompetenzen können Studierende der Universität Tübingen künftig an der PP.rt Reutlingen erwerben. Die Klinik, ein Tochterunternehmen der BruderhausDiakonie und des ZfP Südwürttemberg, wurde zum Akademischen Lehrkrankenhaus ernannt.
Die bestmögliche Behandlung psychisch Kranker – dieses Ziel verfolgt die Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik Reutlingen (PP.rt) seit ihrer Gründung 2005 in erster Linie als Versorgungseinrichtung. Künftig leistet sie als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen auch bei der Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs einen wichtigen Beitrag. Ab kommendem Herbst können Tübinger Medizinstudierende einen Teil ihrer praktischen Ausbildung in der Klinik absolvieren. „Die Ernennung zum akademischen Krankenhaus ist für uns eine Art akademischer Ritterschlag“, freut sich PP.rt-Geschäftsführer Prof. Dr. Gerhard Längle.
„Psychiatrie ist ein wichtiges Kernfach der Medizin“, erklärt Längle. „Durch das Ausbildungsangebot hier im Haus erhalten Studierende einen umfassenden Einblick in dieses Fachgebiet und erwerben Sicherheit im Erkennen psychischer Erkrankungen.“ Zudem begrüßt er es, in die Lehre eingebunden zu sein, denn: „So können wie psychiatrische Themen besser platzieren.“ Außerdem biete der praktische Einblick die Chance, junge Menschen für das Fachgebiet Psychiatrie zu begeistern.
Während ihres Praktischen Jahres, das die PP.rt im Kooperation mit den Kreiskliniken Reutlingen anbietet, können die Tübinger Studierenden nicht nur viel Fachwissen erwerben, sondern auch einen Einblick in die Grundhaltung moderner Psychiatrie erhalten. „Wir betreiben Patientenversorgung mit viel Herzblut und freuen uns, dieses Wissen an junge Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben“, erklärt Dr. Frank Schwärzler, Ärztlicher Direktor der Klinik. Zudem sei die PP.rt als Lehrkrankenhaus sehr breit aufgestellt. „Studierende können hier die Psychiatrie in all ihren Facetten erfahren – von der stationären über die ambulante und tagesklinische bis hin zur stationsäquivalenten Behandlung, von der Psychotherapie bis zur Elektrokonvulsionsbehandlung.“
Über eine enge Anbindung zur Universität Tübingen verfügt die PP.rt schon seit vielen Jahren. Nicht nur durch die langjährige Lehrverpflichtung von Längle, sondern auch in Form verschiedener Forschungsprojekte, beispielsweise zu Sucht im Alter oder zur computergestützten Früherkennung von Demenzerkrankungen. Das größte Projekt ist derzeit eine mehrjährige, bundesweit angelegte Untersuchung zur stationsäquivalenten Behandlung (StäB). Bei StäB werden Patientinnen und Patienten, die vollstationär behandlungsbedürftig sind, zu Hause behandelt. Im Verbund mit Partnern in Berlin, München und Südwürttemberg wird diese Behandlungsform untersucht. „Da wir schon so viele Jahre in der Versorgungsforschung aktiv ist freuen wir uns umso mehr, dass unser Portfolio nun durch die Lehre abgerundet wird“, erklärt Schwärzler.