Seit 2007 erinnern die Stadt Ravensburg und das ZfP Südwürttemberg mit einem Mahnmal an die Opfer der sogenannten „Euthanasie-Aktion“. Nun wurde ein nahezu barrierefreier Zugang geschaffen.
„Diese Form der Erinnerungskultur ist von hoher Bedeutung und soll möglichst vielen Menschen zugänglich sein“, erklärt Prof. Dr. Thomas Müller vom Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin. Auch solchen, die im Rollstuhl sitzen oder eine Gehhilfe benötigen. Deswegen hat das ZfP Südwürttemberg nun mit einer nachträglichen Baumaßnahme dafür gesorgt, dass der Zugang zum und durch den Bus über eine Schräge erfolgt. Anlass war die Anregung eines Rollstuhlfahrers.
Im Vorfeld wurde gemeinsam mit den Künstlern Horst Hoheisel und Andreas Knitz, die das Mahnmal entworfen haben, nach einer möglichst stimmigen Lösung gesucht. Es galt, verschiedenen Anforderungen zu berücksichtigen: Wie lässt sich ein entsprechender Keil bilden? Wie lange muss die Fläche sein, damit der Zugang so einfach wie möglich ist? Wie können wir sicherstellen, dass der umliegende Baumbestand nicht betroffen ist? Und welches Material eignet sich am besten?
Architektin Silvia Kränkel und weitere Experten der Abteilung Bau und Entwicklung fertigten schließlich einen Entwurf für eine auf beiden Seiten des Mahnmals flach abfallende Fläche an. Bei der Pflasterung orientierten sie sich am Bodenbelag um die nahestehende Linde. „Dabei haben wir uns bewusst für einen heimischen Granitstein aus Bayern entschieden“, berichtet der zuständige Bautechniker, der großen Wert auf faire Produktionsbedingungen legt. Für die Umsetzung wurde eine regionale Firma aus Bad Waldsee beauftragt. Bevor diese ans Werk ging, wurden gemeinsam mit einem Baumgutachter der Stadt Ravensburg sichergestellt, dass die Linde nicht von den Baumaßnahmen geschädigt wird. Der Baum ist, wie die „Alte Pforte“ selbst, Zeitzeugin der Busse, die die Patientinnen und Patienten der zentralen „Euthanasie“ nach Grafeneck deportierten. Da die Asphaltdecke jedoch dick genug ist, bestand hier kein Grund zur Sorge.
Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden. „Die Schrägen wurden mit viel Bedacht konzipiert und fügen sich ideal ins Gelände ein“, so Müller. „Wir sind froh, dass wir mit relativ geringem Kostenaufwand dem Herzenswunsch eines Menschen mit Behinderung nachkommen konnten.“ Der graue Bus kann nun mit Rollstühlen bis zu einer Breite von etwa 80 cm durchfahren werden.