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Demenzsimulation zur Selbsterfahrung: Um Erkrankte besser verstehen zu können /

Auf einem Tisch sind mehrere Lebensmittel aufgestellt. Eine Frau mit Handschuhen versucht, passende Münzen aus einem Geldbeutel zu nehmen.

Nach Kleingeld kramen ohne Gefühl in den Fingern? Gar nicht so einfach. Wie es ist, gehandicapt zu sein, konnte bei der Demenzsimulation erfahren werden.

Anlässlich des Weltalzheimertags lud die Abteilung Alterspsychiatrie am Standort Weissenau unter dem Motto „Ein Tag für Alzheimer – für einen Tag ‚Alzheimer‘“ zu einem Parcours zur Demenzsimulation ein. Rund 50 Interessierte nahmen die Möglichkeit war, mehr über die Lebenssituation Betroffener zu erfahren.

Es sind unter anderem die kleinen Selbstverständlichkeiten des Alltags, mit denen von Demenz Betroffene zu kämpfen haben und die bei Mitmenschen oft auf Unverständnis stoßen: das Kleingeldzählen an der Supermarktkasse, das Ausfüllen von Behördenformularen, das Fahren mit dem Linienbus – alles wird zur Herausforderung, die schnell zu Überforderung führen kann und gesellschaftliche Teilhabe zum Problem werden lässt. Chefärztin Dr. Birgit Mössner-Haug erklärt: „Ziel unserer Veranstaltung war es, Verständnis für die Welt körperlich und neurokognitiv eingeschränkter Menschen zu entwickeln, um besser damit umgehen zu lernen.“

Zum Start in den Parcours erhielten die Besucher:innen eine doppelte Lage von mit Watte präparierten Gummihandschuhen übergestreift, um Empfindungsstörungen in den Fingerspitzen zu simulieren. Anschließend durften sie sich im Schuhe binden und Äpfel schälen versuchen – was sich deutlich schwerer als gewohnt bewerkstelligen ließ. Als weitere Erschwernis konnten Gewichte, Gelenksperren sowie diverse Brillen aufgesetzt werden, die optisch einschränkten: Mit Grünem Star oder Makula-Degeneration UND fehlender Beweglichkeit mussten sich nachfolgende Besucher schon mal in Geduld üben.

Im Folgenden ging es im „Supermarkt“ ums Erinnern – „Welche drei Dinge wollte ich noch gleich besorgen?“ – sowie ums Rechnen: „Das macht zusammen dann 7,43 Euro, und bitte passend zahlen!“ Auch ein Besuch auf dem „Rathaus“ konnte wahrgenommen werden – inklusive eines extra verklausulierten Formulars, das es auszufüllen galt. Zu einigem Frust führte eine Station, bei welcher in drei Holzboxen mit Filzstift gemalt, Kügelchen per Teelöffel sortiert sowie mit Essbesteck hantiert werden sollte. Die Schwierigkeit dabei: Die eigenen Hände sah man nur indirekt über einen Spiegel – was dazu führte, dass der beispielsweise zu zeichnende Würfel überraschend krakelig daherkam und die Apfelstückchen sich nur unter stummem Protest auf die Gabel bugsieren ließen.

Den bei dieser Übung angespannten Händen durfte man an der nachfolgenden Station der Ergotherapie mittels Handmassage etwas Erholung gönnen. Am Ende des Parcours gab es dann noch jede Menge Infos zum Thema Demenz sowie die Möglichkeit für ein Feedback. Manche Teilnehmer:innen machten die Simulationen demütig, andere beschrieben die Frustration, die sich einstellt, wenn sogar die einfachsten Dinge nicht gelingen wollen. Der Tenor der zahlreichen Rückmeldungen: Der Parcours sorgte für interessante Erfahrungen, welche die Eigenwahrnehmung schulen helfen und die Wahrnehmung der „Volkskrankheit“ Demenz verändern können. „Als pflegender Angehöriger hätte ich mir im Nachgang gewünscht, schon früher einen solchen Parcours besucht zu haben“, resümiert einer der Teilnehmenden. „Dann hätte ich in der Vergangenheit wohl die eine oder andere unangemessene Reaktion gegenüber meiner Frau vermieden.“

Julia Sonntag, Advanced Practice Nurse, Schwerpunkt neurokognitive Störungen, ergänzte abschließend: „Wir freuen uns, dass unsere Demenzsimulation Anklang gefunden hat und reichlich besucht wurde. Die vielen Gespräche und Rückmeldungen verdeutlichen, dass wir unseren Parcours bei nächster Gelegenheit in die Öffentlichkeit verlagern sollten, um möglichst viele Menschen anzusprechen und für das Thema zu sensibilisieren.“




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